Postkarten-Strände, saftig-grüne Teeplantagen, uralte Kulturschätze: Sri Lanka ist kleiner als Bayern, bietet aber unzählige Erlebnisse und Höhepunkte. In diesem Reisebericht gewährt unsere Kollegin Britta exklusive Einblicke in die „ehrenwerte Insel“, die zum Träumen einladen.
Arabische Seefahrer nannten sie einst Serendip – eine „glückliche Entdeckung“ und das trifft es so ziemlich auf den Punkt. Die Insel, die wie eine Träne an der Südspitze Indiens im Indischen Ozean liegt, besitzt einen Zauber, der spürbar ist. Die Zeit scheint hier langsamer zu vergehen, tröpfelt zwischen beeindruckenden Tempelanlagen und geschichtsträchtigen Kulturstätten geruhsam vor sich hin und verliert sich in üppigen und vielfältigen Landschaften, die dem Betrachter schlicht die Sprache verschlagen. Überhaupt ist Sri Lanka schwer in Worte zu fassen, alles ist hier bunter, Farben funkeln intensiver, ein verheißungsvolles Knistern liegt in der Luft und verspricht Entdeckungen an jeder Ecke. Auch die Menschen hier sind herzlicher. Wohin man auch blickt, sieht man in freundlich lächelnde Gesichter, die regelrecht aufleuchten, wann immer sich die Augen treffen. Und dann gibt es da natürlich noch die sri lankische Landesküche. Ein regelrechtes Feuerwerk an Aromen und Farben, Gewürzen und frischen Zutaten, die auf der Insel wie selbstverständlich am Straßenrand wachsen. „Unsere Insel ist eine wahre Schatzkiste“, fasst unser Reiseleiter Sunil die Reichhaltigkeit und Fruchtbarkeit seiner Heimat in Worte. „Hier gibt es alles, was man sich nur wünschen kann.“ Wie sehr er mit dieser Aussage den Nagel auf den Kopf trifft, wird auf unserer Rundreise über die „ehrenwerte Insel“ mehr als bloß deutlich.
Sri Lankas grünes Herz: Der Löwenfelsen und die Wolkenmädchen von Sigiriya
Es ist heiß und schwül, als wir nach dem Frühstück in den üppig grünen Dschungel der Insel aufbrechen, dabei ist es erst kurz vor acht. Das Ziel unserer kurzen Busfahrt, Sigiriya, liegt tief im Herzen des sri lankischen Dschungels. Bereits aus einiger Entfernung wirkt der Löwenfelsen mit seiner legendären Festung imposant. Rund 200 Meter ist er hoch, der gewaltige Monolith, der wie ein schlafender Koloss aus dem Boden ragt. Vor rund 1.500 Jahren ließ hier König Kasyapas seinen Palast errichten, nachdem er seinen Vater ermordet und seinen Halbbruder – den eigentlichen Thronfolger – aus dem Königreich vertrieben hatte. Über 1.800 Stufen gibt es zu bezwingen, um die berühmte Löwenterrasse hoch oben im Felsen zu erreichen, wo eine schmale Treppe zu den Überresten des einstigen Palastes empor führt. Im Schatten der beiden aus dem Stein geschlagenen Löwentatzen, die den Aufgang säumen und der Terrasse ihren Namen geben, verschnaufen wir kurz und lassen die eindrucksvollen Statuen auf uns wirken. „Wer genau hinsieht, wird feststellen, dass es sich bei diesen Füßen auch um die Klauen eines Vogels handeln könnte“, wirft Sunil ein und schenkt uns ein verschmitztes Grinsen. „Da wir nicht wissen, wie der dazugehörige Kopf aussah, werden wir es wohl nie erfahren. Sie müssen selbst hinsehen und sich überlegen, was die Wahrheit ist.“ Dieser wunderbaren Aufforderung werden wir auf unserer Reise noch häufiger begegnen, zunächst aber geht es wieder abwärts, etwa auf halbe Höhe des Felsens, denn die Wolkenmädchen warten bereits. Die zum UNESCO-Weltkulturerbe zählenden barbusigen Schönheiten bezaubern seit jeher ihre Besucher. Von den ursprünglich 500 Wandmalereien sind heute gerade einmal 19 Stück erhalten geblieben, denn auch an den schönen Fresken gehen das Licht und der Lauf der Zeit nicht spurlos vorbei. Deshalb ist hier das Fotografieren strengstens verboten.
Buddha auf Sri Lanka: Die Höhlentempel von Dambulla
Auch heute geht es wieder aufwärts – denn anders als die Bezeichnung Höhlentempel vermuten lässt, sehen sich Besucher Dambullas zunächst einmal einem ziemlich steilen Anstieg auf den Hügel entgegen, auf dem sich der buddhistische Felsentempel befindet. Insgesamt fünf Höhlentempel gehören zu der Anlage, die seit 1991 zum UNESCO-Weltkulturerbe zählt und mit einer Fläche von rund 2.100 Quadratmetern eine der größten Tempelanlagen des Landes darstellt. Bereits im 1. Jahrhundert v. Chr. wurde der felsige Komplex zum Höhlentempel umgebaut und ist auch unter dem Namen „Goldener Tempel“ bekannt. Diesen Ort umgibt ein besonderer Zauber, der Gläubige aus allen Ecken der Welt anzieht und auch uns in die religiöse Seele Sri Lankas eintauchen lässt. Während wir ehrfürchtig an den imposanten Statuen vorbei schreiten – die größte von ihnen, ein riesiger liegender Buddha, der direkt aus dem Stein der Felswand geschlagen ist, misst stolze 14 Meter –, versorgt Sunil uns ein weiteres Mal mit Worten, die zum Nachdenken anregen: „Ihnen wird auffallen, dass sich alle wichtigen Relikte und Gedenkstätten von Buddha hier auf Sri Lanka befinden. Es heißt aber, dass er aus Indien stammte. Kann das stimmen? Oder kam Buddha womöglich aus Sri Lanka? Machen Sie sich selbst ein Bild davon und entscheiden Sie, was Sie für die Wahrheit halten.“
Buddhas Zahn auf Sri Lanka: Kandy und der Zahntempel
Das tun wir bei unserem nächsten Halt in Kandy, dem letzten Königreich auf Sri Lanka. Aufgrund ihrer einzigartigen religiösen, ethnischen und kulturellen Vielfalt wurde die gesamte Stadt 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe ernannt. Hier gibt es auch den Sri Dalada Maligawa, den heiligen Zahntempel, der jedes Jahr unzählige Pilger ins zentrale Hochland lockt und den auch wir uns nicht entgehen lassen. Buddhas Backenzahn wird hier aufbewahrt, verborgen hinter drei prächtigen Türen in einem wunderschönen Tempel innerhalb des Tempels. Sehen können wir ihn nicht, natürlich, denn der Zahn wird nur zu äußerst wichtigen Anlässen der Öffentlichkeit preisgegeben. Seit dem Bombenanschlag 1988 ist das bisher nur ein Mal vorgekommen. Dafür wird zu festen Zeiten einmal täglich die Stupa präsentiert, unter der der Zahn auf einer Lotusblüte aus 22-karätigem Gold gebettet liegt. Diese ist ein glockenförmiges Gehäuse, das überall in der buddhistischen Lehre und den Tempeln anzutreffen ist, unter dem sich noch sechs weitere kleinere Stupas befinden, die den Zahn beschützen und vor Blicken verbergen. Also staunen wir stattdessen über den Tempel und die zahlreichen Gläubigen, die hierherkommen, um an diesem heiligen Ort zu beten.
Tea-Time in Sri Lankas Hochland: Die Teeplantagen von Nuwara Eliya
Ein Highlight jagt das andere auf dieser Reise und so geht es heute zum Bahnhof Kandys, um eine unvergessliche Bahnfahrt auf einer der schönsten Strecken Sri Lankas ins Hochland der Insel anzutreten. 1840 gegründet, transportiert die CGR (Ceylon Government Railway) täglich unzählige Passagiere und Touristen durchs Land. Gemütlich rattert der Zug durch üppig grüne Landschaften und dichten Regenwald, vorbei an charmanten Bahnhöfen und ich weiß gar nicht, wo ich zuerst hinsehen sollen. In Fahrtrichtung rechts bietet sich ein beeindruckender Weitblick, zur Linken stürzt sich der St. Claire’s Wasserfall in die Tiefe, der von den Einheimischen als kleiner Niagarafall bezeichnet wird. Immer wieder läuft jemand mit frischen und herrlich duftenden Samosa (gefüllte Teigtaschen aller Art, unbedingt probieren!) durch das Abteil, es gibt köstlichen Chai, allerhand sri lankische Snacks und Getränke.
Völlig verzaubert kommen wir schließlich in Nuwara Eliya an. Die höchstgelegene Stadt Sri Lankas ist stark britisch geprägt und liegt inmitten der hügeligen Teeplantagen in der Landesmitte. Hier bekommen wir einen Einblick in die Herstellung und Geschichte des wohlschmeckenden Getränks, das Sri Lanka zu Recht den Titel „Tee-Insel“ eingebracht hat. Seit Mitte des 19. Jahrhunderts ist der Teeanbau ein zentraler Wirtschaftszweig des Inselstaates, der in Nuwara Eliya sein Zentrum hat. Rund 342.500 Tonnen Ceylon-Tee werden hier jährlich geerntet, von denen rund 90 Prozent ins Ausland exportiert werden. Das macht Sri Lanka zum viertgrößten Teeproduzenten der Welt. Der Zusatz Ceylon erinnert dabei an den einstigen Namen der Insel. Kaum zu glauben, dass all das mit dem 16-jährigen James Taylor seinen Anfang nahm, der mit seiner Idee, Tee statt Kaffee anzupflanzen, diese Erfolgsgeschichte ins Rollen brachte.
Sri Lankas Tierwelt – Geländewagen-Safari im Yala-Nationalpark
So vielfältig wie Sri Lankas Landschaft ist auch dessen Tierwelt. Diese ist im Yala-Nationalpark besonders einzigartig, denn hier lebt neben Elefanten, Krokodilen, Hirschen, Affen, Büffeln, Lippenbären und diversen Vogelarten auch die größte Leoparden-Population des Landes. Was jedoch alles andere als ein Garant dafür ist, tatsächlich welche zu entdecken. Entsprechend ambitioniert ist unser Ziel: Wir wollen natürlich unbedingt einen Leoparden in freier Wildbahn sehen. Um die hier lebenden Tiere nicht in ihrem Lebensraum zu stören, ist der Park, der eine Fläche von 1.500 km² umspannt, in fünf Blöcke unterteilt, von denen nur zwei für die Geländewägen zugänglich sind, mit denen auch wir uns auf den Weg machen. Es ist heiß und feucht, denn es hat geregnet und die Wasserstellen wimmeln nur so vor bunten Vögeln, Rehen und Büffeln. Herrliche Pfauen begleiten uns auf unserer Tour, zwei majestätische Nashornvögel sitzen auf einem pittoresken Baumstamm, sogar ein paar Elefanten strecken ihre Köpfe und Ohren zwischen den Baumkronen hervor – ein wunderbares Erlebnis, von den Leoparden fehlt jedoch jede Spur.
Dann geht es plötzlich nicht mehr weiter. Vor uns gräbt sich eine Schlange von Geländewägen durch die Landschaft, unser Fahrer vermutet, dass sich irgendwo weit vorne ein beliebtes Tier – vielleicht ein Leopard – aufhalten könnte. Freude und Enttäuschung machen sich zeitgleich in unserem Wagen breit, denn uns ist klar: Wir sind das Schlusslicht dieser Karawane aus Rücklichtern, bis wir an der Reihe sind, ist das Tier mit großer Wahrscheinlichkeit weg. Also beobachten wir die umliegenden Büsche, schauen nach Affen und genießen einfach den Moment. „Da ist etwas im Gebüsch“, sagt eine Mitreisende auf dem Rücksitz und deutet nach rechts. „Vielleicht ein Reh.“ Unsere Blicken scannen das Unterholz. Nein, für ein Reh ist das Tier zu klein. Nach einigen Sekunden wird uns klar: Es ist ein Leopard!
Skeptisch und mit einer unvergleichlichen Eleganz schleicht er perfekt getarnt zwischen den Bäumen direkt neben unserem Wagen umher, auf der Suche nach einem Weg auf die andere Straßenseite, ohne dabei an den vielen wartenden Autos vorbei zu müssen. Dieser Weg scheint genau vor unserem Wagen zu liegen. Leichtfüßig und unfassbar schnell überquert der Leopard, zum Greifen nah, mit einigen kraftvollen Sprüngen die Straße und verschwindet im dichten Grün der anderen Seite. Sprachlos und mit einigen fantastischen Bildern von diesem Schauspiel im Kasten atmen wir alle wie auf Befehl gleichzeitig ehrfürchtig aus. Keiner von uns hat es gewagt, in der Gegenwart dieses majestätischen Tieres zu atmen. Später bestätigt Sunil uns die Seltenheit dieses Zusammentreffens: „Ich war schon unzählige Male hier, aber einen Leoparden habe ich das letzte Mal vor fünf Jahren gesehen!“ Wir sind uns dieser glücklichen Fügung mehr als bewusst und betrachten bei einem Sundowner Cocktail mit leuchtenden Augen die Bilder, die wir gemacht haben.
Koloniales Sri Lanka: Die Hafenstadt Galle
Bevor es zurück nach Colombo und auf die Heimreise geht, wartet ein letzter Höhepunkt Sri Lankas auf uns: Die koloniale Hafenstadt Galle. Während die anderen großen Städte des Landes mit ihrer geschäftigen Betriebsamkeit oft ein wenig an das benachbarte Indien erinnern, präsentiert sich das im 17. Jahrhundert entstanden Galle im Süden der Insel völlig anders. Eine alte niederländische Festung umgibt den historischen Altstadtkern, der sich auf einer Landzunge befindet und die Luft ist erfüllt von salziger Seeluft. Die Befestigungsanlage wurde vor über 350 Jahren aus Granit und Korallen geschaffen, erstreckt sich über drei Kilometer und ist bis heute gut erhalten. Ein Bummel durch die Altstadt macht deutlich, warum Galle ein eindrucksvolles Beispiel für die erfolgreiche Verschmelzung europäischen Baustils und südasiatischer Traditionen ist: Straßen im Gittermuster, Kopfsteinpflaster, Kolonialbauten, Kirchen, eine Moschee, sowie charmante Boutiquen prägen das einzigartige Stadtbild. Umrahmt von den schönsten Traumstränden des Inselstaates, glänzt das Städtchen mit einer malerischen Beschaulichkeit und mit etwas Glück kann man hier sogar die Stelzenfischer erleben, deren Art zu fischen auf der Welt einmalig ist. Wir sehen sie nicht und gönnen uns stattdessen frische King Coconut, die bei den heißen Temperaturen herrlich erfrischt.
Mein Fazit
Sri Lanka sollte auf jeder Reise-Wunschliste stehen! Von Traumstränden und Postkartenidylle über abwechslungsreiche Landschaften bis zu den Teeplantagen im Hochland erwartet Reisende hier eine landschaftliche Vielfalt, die ihresgleichen sucht. Das gilt auch für heimische Tierwelt, die sich besonders in den beeindruckenden Nationalparks in ihrer ganzen Fülle präsentiert. Zudem blickt das Land geschichtlich und kulturell auf eine bewegte und mitreißende Vergangenheit zurück, die unzählige Sehenswürdigkeiten auf der ganzen Insel hinterlassen hat. Die unterschiedlichen Klimazonen lassen eine Rundreise durch den Inselstaat außerdem besonders abwechslungsreich werden. Nicht zu vergessen sind natürlich auch die hervorragende Landesküche und die große Gastfreundschaft der Menschen. Ein von Herzen kommendes „Ayubowan“ (die sri lankische Grußformel, die übersetzt „Langes Leben“ bedeutet) und ein strahlendes Lächeln der Einheimischen sind wie die Kirsche auf der Torte und machen einen Besuch der „ehrenwerten Insel“ zu etwas ganz Besonderem. Sri Lanka begrüßt seine Besucher mit offenen Armen und man kann gar nicht anders, als diese Umarmung erwidern zu wollen.